Die USA unter Trump: Verlässlich für deutsche Unternehmer?

Die USA unter Trump: Verlässlich für deutsche Unternehmer?

„Das Geschäft in den USA ist für ausländische Unternehmer durch die Präsidentschaft von Donald Trump unberechenbarer geworden“, sagt Max Karagöz von der Unternehmensberatung ALTON. Einen Grund zur Panik sieht er allerdings nicht. ALTON berät und unterstützt seit vielen Jahren Unternehmer aus deutschsprachigen Ländern dabei, auf den US-amerikanischen Märkten Fuß zu fassen und sich dort erfolgreich zu behaupten. Seit Donald Trump Präsident geworden ist, bemerkt Karagöz eine gewisse Unsicherheit bei ALTON-Kunden und potenziellen Kunden, aber bei vielen herrscht dennoch die Zuversicht, dass der US-Markt für sie lukrativ bleibt.


Die Unsicherheit ist groß
„Ökonomen sehen 1,6 Millionen deutsche Arbeitsplätze bedroht“ titelte die Zeitung „Die Zeit“ Ende Januar. Und die Zeitung „Welt“ berichtete Anfang Februar über eine Studie von Analysten der Schweizer Großbank UBS, in der es um Auswirkung von Strafzöllen auf Autohersteller geht. Laut Studie würde ein Strafzoll in Höhe von 20% die Kosten der deutschen Autohersteller Daimler, BMW, VW und Audi auf dem US-Markt um Prozentwerte zwischen 13,4% (Daimler) und 17,2% (VW) steigern.

Ob solche Zölle kommen oder nicht, ist derzeit noch völlig ungewiss. Zu Trumps Schlachtruf „America First“ würden sie sicherlich passen; schließlich lag der deutsche Exportüberschuss beim Handel mit den USA laut US Census Bureau 2015 bei etwa 75 Milliarden US-Dollar, wobei Autos, Arzneimittel und Maschinen die Exportschlager der Deutschen waren.

Da mag es nahe liegen, den US-amerikanischen Unternehmen lästige Konkurrenz aus Ländern mit Exportüberschuss durch Zölle vom Hals zu halten. Allerdings könnten entsprechende Gegenreaktionen den US-Unternehmen wiederum den Zutritt auf ausländische Märkte erschweren. Inwieweit US-amerikanische Unternehmen daher eine Protektion durch den US-Präsidenten begrüßen würden, gehört ebenfalls zu den Ungewissheiten der heutigen Zeit.


Eine Risikoeinschätzung ist nur individuell sinnvoll
Wie sehr deutsche Unternehmen von einer teilweisen Abschottung der US-Märkte betroffen wären, hängt aber nicht alleine von der Art der konkreten Abschottungsmaßnahmen ab, sondern auch von der Art des Unternehmens.

Insbesondere im B2B-Geschäft sind deutsch-amerikanische Geschäftsbeziehungen entstanden, in denen sich der deutsche Partner mit seinen Produkten nicht ganz schnell von einem US-Unternehmen ersetzen lässt. Je spezialisierter die vom Unternehmen gelieferten Produkte sind, desto schwieriger dürfte es sein, adäquaten Ersatz zu finden. Trump würde deshalb beim Versuch, solche Geschäftsbeziehungen zu erschweren, vermutlich auf massiven Widerstand treffen.

„Eine protektionistischere Wirtschaftspolitik der USA würde nicht alle ausländischen Unternehmen in gleichem Maß treffen“, ist sich Max Karagöz sicher. „Wie man auf steigende Unsicherheit in der US-Wirtschaftspolitik am besten reagiert, lässt sich daher pauschal kaum sagen“, fährt er fort. Erst durch eine individuelle Analyse kann eine geeignete individuelle Strategie entstehen.


Manchmal kann eine US-Produktionsstätte die Antwort sein
Das ALTON Team bemerkt in der täglichen Arbeit durchaus Auswirkungen der Präsidentschaft Trumps. Einige von ALTON beratene Unternehmen planen ihre Expansion in die USA jetzt erst für 2018 statt für 2017. Andere haben sie auf unbestimmte Zeit verschoben, aber viele halten auch unbeirrt an ihren einmal ausgearbeiteten Expansionsplänen fest.

„Man muss heute einige Schwierigkeiten einkalkulieren, die es früher nicht gegeben hätte“, sagt Max Karagöz und erzählt als Beispiel vom Einreiseverbot des deutsch-iranischen Mitarbeiters eines ALTON-Kunden aus der Maschinenbaubranche. So etwas ist natürlich sehr bedauerlich. Oft lassen sich aber kreative, kluge Lösungen für Probleme finden, die durch Anordnungen Trumps entstehen.

So gibt es in der deutschen Autoindustrie Überlegungen, bei US-Zöllen auf Autoimporte nicht mehr Autos, sondern vormontierte Bausätze zu exportieren, die erst in den USA zu kompletten Autos zusammengebaut werden. Gerade in der heutigen Zeit kann es für deutsche Unternehmer zudem sinnvoll sein, einen US-amerikanischen Produktionsstandort aufzubauen, der von möglichen Importbeschränkungen nicht betroffen wäre.


Chancen ergreifen, Risiken senken!
Letztlich gilt: Auch unter Trump bleiben die USA ein riesiger und lukrativer Markt, der zu den größten Volkswirtschaften der Welt gehört. Wer sich durch Trump abschrecken lässt, vergibt die Chance, die dieser Markt vielen deutschen Unternehmen weiterhin bietet.

Es wäre allerdings blauäugig, einfach so zu tun, als gäbe es Trumps Ideen von einem Protektionismus zum Schutz der US-Wirtschaft gar nicht. „Wer aus Deutschland in die USA expandieren möchte, sollte im Rahmen einer Analyse diverse Szenarien mit möglichen Entwicklungen in der US-Wirtschaftspolitik durchspielen, um passende Reaktionen bereits im Vorfeld vorzubereiten“, rät Karagöz. „Chancen ergreifen, Risiken senken“. Dieser eigentlich immer für Unternehmer geltende Grundsatz besitzt aktuell in den USA gesteigerte Relevanz.

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